Auf der Turrach findet diese Woche (11.-14.12.18) eine Fortbildung für rund 90 Verantwortliche von Lawinenwarndiensten und regionalen Lawinenkommissionen statt.

 
 

Ein Hubschrauber des Bundesministerium für Inneres und ein Bundesheerhubschrauber stehen für die Praxisausbildung zur Verfügung.
 
 

Lawinenwarnungen: Neues Forschungsprojekt und Ausbildungskurs für Kommissionen


FORTBILDUNG: Von 11. bis 14. Dezember 2018 führen die ZAMG und die Länder Steiermark, Niederösterreich und Kärnten auf der Turrach eine Fortbildung für Lawinenwarndienste und regionale Lawinenkommissionen durch.

FORSCHUNG: Das neue Forschungsprojekt ALARM 2 hat unter anderem zum Ziel, Computersimulationen der Schneedecke so zu erweitern, dass die mögliche Reichweite und das Volumen von Lawinen berechnet werden können. Das dient unter anderem Maßnahmen zur Sicherung von Siedlungen und Verkehrswegen sowie der Risikoabschätzung bei Sprengungen von Lawinen. ALARM 2 wird von der ZAMG geleitet und mit der Universität für Bodenkultur Wien, Disaster Competence Network Austria (DCNA) und dem Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW) durchgeführt.

Diese Woche (11.-14. Dezember 2018) führt die ZAMG in Zusammenarbeit mit den Ländern Kärnten, Steiermark und Niederösterreich eine Fortbildung für rund 90 Verantwortliche von Lawinenwarndiensten und regionalen Lawinenkommissionen durch. Die Fortbildung auf der Turrach, an der steirisch-kärntnerischen Grenze, behandelt in Theorie und Praxis das Beurteilen der Schnee- und Lawinensituation und des möglichen Schadenspotentials sowie sämtliche Notfallmaßnahmen, von der effizienten Suche bis zur Bergung der Verschütteten. Der Kurs wird durch die Alpinpolizei mit Vorträgen und Praxisbeispielen zum Thema Hubschraubereinweisung unterstützt. Zusätzlich können die Kommissionsmitglieder das Ein- und Aussteigen in Hubschrauber unter laufenden Rotoren üben. Bundesheer und Flugpolizei stellen je eine Maschine für die Übungen ab.

Die ZAMG betreibt im Auftrag der jeweiligen Länder die Lawinenwarndienste für die Steiermark, für Niederösterreich und für die Niederösterreichischen Landesbahnen (NÖVOG). Mit den anderen Lawinenwarndiensten Österreichs besteht eine enge Zusammenarbeit bezüglich Wetterdaten, Vorhersagen und Warnungen.

Neues Forschungsprojekt: ALARM 2 folgt ALARM 1

Im Lawinenforschungsprojekt ALARM 1 wurde eine Modellkette entwickelt, die Wetterdaten mit Schneedaten verknüpft, um unter anderem die Schneeverfrachtung zu berechnen. Vor kurzem startete das Nachfolgeprojekt ALARM 2. Zu den wichtigsten Zielen gehört, die Modellkette aus ALARM 1 weiter zu entwickeln, sagt Projektleiter Arno Studeregger von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG): „Eine der Neuerungen ist, in den Computersimulationen den Aufbau der Schneedecke zu berücksichtigen. Erkennt man zum Beispiel schlechte Verbindungen im Schnee, an denen sich Lawinen lösen können - sogenannte Schwachschichten - dann kann man das Volumen einer möglichen Lawinen berechnen und ihre potentielle Reichweite."

Alternative zu teuren großflächigen Lawinenverbauungen

Unter Nutzung der Modelle wird im Projekt ALARM 2 ein Tool entwickelt, dass für bestimmte Regionen in Abhängigkeit der aktuellen Wetter- und Schneelage und der Geländeform die Mächtigkeit und die Reichweite von möglichen Lawinen berechnet. „Damit könnte man zum Beispiel vor der Sprengung von Lawinen die maximale Reichweite abschätzen", erklärt ZAMG-Experte Studeregger. „Außerdem können diese Modellierungen Zusatzinformationen für Genehmigungen von Sprenganlagen zur Sicherung von Verkehrswegen und Siedlungen bringen. Großflächige Lawinenverbauungen sind sehr teuer und durch das gelegentliche Absprengen von Lawinen können einzelne Bereiche effizient gesichert werden."

Tests mit großen Lawinen der vergangenen Jahre

Um die Stärken und Schwächen der Prognosemodelle zu testen, untersucht man große Lawinenabgänge der letzten Jahre. Aus den Wetter- und Schneedaten werden die möglichen Lawinen berechnet und mit den realen Lawinenereignissen verglichen.

Diese Untersuchungen helfen außerdem, für einzelne Regionen Schwellenwerte der Schneelage zu definieren, ab denen die Lawinengefahr markant steigt. „Somit müssen die Lawinenmodelle nicht den gesamten Winter ständig laufen. Das spart Rechenkapazität und die Modelle können gezielt den Bedürfnisse der örtlichen Lawinenkommission angepasst werden", so Studeregger.

Social Capacity Building durch neue Ausbildungskonzepte und Lehrmodule

In Alarm 1 wurden die Arbeitsabläufe und Entscheidungsprozesse innerhalb der Kommissionen sozialwissenschaftlich untersucht. Die Ergebnisse sind Grundlage für die Entwicklung neuer Ausbildungskonzepte und Lehrmodule in Alarm 2, um die Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit der Lawinenkommissionen zu stärken. In Zusammenarbeit mit Lawinenkommissionen der Bundesländer Kärnten, Niederösterreich und Steiermark und der ÖBB werden drei Themen in den Mittelpunkt gerückt: Notfallpläne und Stressbewältigung in Katastrophensituationen, Teambuilding und Konfliktmanagement sowie die Schnittstellenkommunikation zwischen Behörden, Nachbarskommissionen und der Bevölkerung. Mit den Schulungsgrundlagen sollen vorhandene Ressourcen besser genutzt werden und lokales Wissen langfristig erhalten bleiben.

Zwei Jahre Laufzeit

Das Projekt ALARM 2 läuft von November 2018 bis November 2020. Beteiligt sind die ZAMG (Projektleitung), die Universität für Bodenkultur Wien und das Disaster Competence Network Austria (DCNA) und das Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW).

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Training für den Ernstfall im Winter: Suche nach Verschütteten in einer Lawine.

Praxisbeispiel Gelände - Erstellung eines Schneeprofils


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